Software: SimX - Nadelantrieb - Probabilistik - Toleranzmodell: Unterschied zwischen den Versionen

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Für eine "saubere" Toleranz-Simulation sind meist einige Vorbereitungen in den verwendeten Simulationsmodellen erforderlich:
Für eine "saubere" Toleranz-Simulation sind meist einige Vorbereitungen in den verwendeten Simulationsmodellen erforderlich:
* Grundlage ist ein mit der aktuellen Lösung konfiguriertes Simulationsmodell (im Beispiel: Parameter des Nennwert-Optimums).  
* Grundlage ist ein mit der aktuellen Lösung konfiguriertes Simulationsmodell (im Beispiel: Parameter des Nennwert-Optimums).  
* Wir erstellen von ''Etappe3_xx.ism'' eine Kopie ''Etappe4_xx.ism'', um unseren erreichten Bearbeitungszustand nicht zu zerstören.  
* Wir erstellen aus der Datei '''Etappe3_xx.isx''', welche mit dem erreichten Bestwert konfiguriert ist, eine Kopie '''Etappe4_xx.isx''', um unseren erreichten Bearbeitungszustand nicht zu zerstören.  
 


== Toleranz-Typen ==
== Toleranz-Typen ==
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'''1. Absolute Toleranzen'''
'''1. Absolute Toleranzen'''
* Die Toleranz als Streubreite um das Toleranzmittenmaß ist unabhängig vom Toleranzmittenmaß.
* Die Toleranz als Streubreite um das Toleranzmittenmaß ist unabhängig vom Toleranzmittenmaß. Diese Unabhängigkeit muss zumindest im betrachteten Maßbereich zutreffen.
* Diese Unabhängigkeit muss zumindest im betrachteten Maßbereich zutreffen.
* Die Maßtoleranzen sind im Allgemeinen absolute Toleranzen, solange die Fertigungsgenauigkeit nicht vom Nennmaß selbst abhängt.
* Maßtoleranzen sind im Allgemeinen absolute Toleranzen, solange die Fertigungsgenauigkeit nicht vom Nennmaß selbst abhängt.
* Auch Umgebungsbedingungen sind meist durch Absolutwerte gekennzeichnet. Im Beispiel betrifft das die aktuelle Temperatur der Magnetspule, welche sich in einem Bereich von -25°C bis 75°C bewegen darf. Der Maximalwert von 90°C aus der vorherigen Etappe wird inzwischen als zu hoch eingeschätzt!
* Auch Umgebungsbedingungen sind meist durch Absolutwerte gekennzeichnet. Im Beispiel betrifft das die aktuelle Temperatur der Magnetspule, welche sich in einem Bereich von 0°C bis 100°C bewegen darf.
* Im Beispiel wird der Bereich der zulässigen Papierdicken von 0.1&nbsp;mm bis 0.3&nbsp;mm ebenfalls als absolute Toleranz behandelt.
 


'''2. Relative Toleranzen'''
'''2. Relative Toleranzen'''
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Diese Unterscheidung in absolute und relative Toleranzen muss man innerhalb der benutzten [http://de.wikipedia.org/wiki/CAx CAx-Umgebung] beim Aufbau von Experimenten berücksichtigen:
Diese Unterscheidung in absolute und relative Toleranzen muss man innerhalb der benutzten [https://de.wikipedia.org/wiki/CAx '''CAx-Umgebung'''] beim Aufbau von Experimenten berücksichtigen:
* ''SimulationX'' kann in der aktuellen Version Streuungen der Parameter um die Nennwerte nicht direkt behandeln.  
* ''SimulationX'' kann in der aktuellen Version Streuungen der Parameter um die Nennwerte nicht direkt behandeln.  
* ''OptiY'' benötigt in der aktuellen Version zur Beschreibung der Toleranzbreiten Absolutwerte unabhängig von den zugehörigen Nennwerten.  
* ''OptiY'' benötigt in der aktuellen Version zur Beschreibung der Toleranzbreiten Absolutwerte unabhängig von den zugehörigen Nennwerten.  
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== Modellierung relativer Toleranzen ==
== Modellierung relativer Toleranzen ==


In unserem Beispiel arbeiten wir außer für die Spulentemperatur ausschließlich mit relativen Toleranzen. Zur Umrechnung der Prozentwerte in aktuelle Istwerte für die Simulation ist es günstig, das SimulationX-Modell um ein Toleranz-Element zu ergänzen. In Analogie zu '''''MagnGeo''''' definieren wir einen neuen lokalen Elementtyp '''''MagnTol''''', den wir im Modell als '''Toleranz'''-Element verwenden:
In unserem Beispiel arbeiten wir mit Ausnahme der Spulentemperatur und der Papierdicke mit relativen Toleranzen:
 
* Toleranzen sind Bestandteil der CAD-Daten.  
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* Wir erweitern deshalb den '''CAD_Data'''-Elementtyp um die berücksichtigten Toleranz-Kenngrößen und die zugehörigen Zusammenhänge in Bezug auf die aktuellen Istwerte für das Simulationsmodell.


Innerhalb dieses Toleranz-Elements soll der aktuelle Wert jeder Toleranzgröße auf ihren Toleranz-Mittenwert normiert werden (= relative Toleranz). Der Wert=1 entspricht damit dem Toleranz-Mittenwert. Dazu sind folgende Definitionen erforderlich:  
Innerhalb dieses Toleranz-Elements soll der aktuelle Wert jeder Toleranzgröße auf ihren Toleranz-Mittenwert normiert werden (= relative Toleranz). Der Wert=1 entspricht damit dem Toleranz-Mittenwert. Dazu sind folgende Definitionen erforderlich:  
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  Wirbelstromwiderstand '''RW_relTol''': Istwert=1  
  Wirbelstromwiderstand '''RW_relTol''': Istwert=1  
  Federsteife          '''kF_relTol''': Istwert=1  
  Federsteife          '''kF_relTol''': Istwert=1  
  Papiersteife          '''kP_relTol''': Istwert=1  
  Papierdicke          '''kP_relTol''': Istwert=1  
:''Hinweis:'' Es handelt sich um relative Größen ohne Einheit [-] mit Standardbelegung=1 (entspricht dem Mittelwert des realen Streubereiches). Die Breite der Toleranz wird im OptiY-Experiment vorgegeben (z.B. 0.2 für ±10%).
:''Hinweis:'' Es handelt sich um relative Größen ohne Einheit [-] mit Standardbelegung=1 (entspricht dem Mittelwert des realen Streubereiches). Die Breite der Toleranz wird im OptiY-Experiment vorgegeben (z.B. 0.2 für ±10%).
* '''Parameter''' für Toleranzmittenwerte der aktuellen Lösung:
* '''Parameter''' für Toleranzmittenwerte der aktuellen Lösung:
  Betriebsspannung      '''v_Mitte''' : 24 V  
  Betriebsspannung      '''v_Mitte''' : 24 V  
  Wirbelstromwiderstand '''RW_Mitte''': Schätzwert auf Basis "Stromsprung"  
  Wirbelstromwiderstand '''RW_Mitte''': 1.5 mΩ Schätzwert auf Basis "Stromsprung"  
  Federsteife          '''kF_Mitte''': Nennwert-Optimum  
  Federsteife          '''kF_Mitte''': Nennwert-Optimum  
:''Hinweis:'' Da die Streuung der Papiersteife direkt über die normierte Toleranzgröße '''''kP_relTol''''' gesteuert wird, müssen dafür weder Toleranzmittenwert noch Absolutwert berücksichtigt werden.   
:''Hinweis:'' Da die Streuung der Papiersteife direkt über die normierte Toleranzgröße '''''kP_relTol''''' gesteuert wird, müssen dafür weder Toleranzmittenwert noch Absolutwert berücksichtigt werden.   
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  Wirbelstromwiderstand '''RW''':=RW_Mitte*RW_relTol;  
  Wirbelstromwiderstand '''RW''':=RW_Mitte*RW_relTol;  
  Federsteife          '''kF''':=kF_Mitte*kF_relTol;  
  Federsteife          '''kF''':=kF_Mitte*kF_relTol;  
:''Hinweis'': Der aktuelle Absolutwert einer Toleranzgröße wird im Algorithmus-Abschnitt berechnet.
:''Hinweis'': Der aktuelle Absolutwert jeder Toleranzgröße wird im Algorithmus-Abschnitt von ''MagnTol'' berechnet.




Innerhalb des Modells erhält ''MagnTol'' als Element den Bezeichner '''Toleranz'''. Die toleranzbehafteten Elemente erhalten ihre aktuellen Parameter aus den Variablen des Toleranz-Elements:
Innerhalb des Modells erhält ''MagnTol'' als Element den Bezeichner '''Toleranz'''. Die toleranzbehafteten Elemente erhalten ihre aktuellen Parameter aus den Variablen des Toleranz-Elements:
  '''Geometrie.T_Spule'''  : vorläufig 100°C
  '''Geometrie.T_Spule'''  : vorläufig 90°C (zu hoher Grenzwert aus Etappe3!)
  '''Geometrie.Re_Eisen''' : Toleranz.RW  
  '''Geometrie.Re_Eisen''' : Toleranz.RW  
  '''Netz.v'''            : Toleranz.v  
  '''Netz.v'''            : Toleranz.v  
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  '''Papier.k'''          : Toleranz.kP_relTol*36500*...  
  '''Papier.k'''          : Toleranz.kP_relTol*36500*...  


'''Achtung:'''
'''''Wichtig:'''''
 
# Nach dieser grundlegenden Modell-Änderung ist unbedingt zu überprüfen, ob das Modell noch das gleiche Verhalten zeigt, wie in der vorherigen Etappe.
Nach dieser grundlegenden Modell-Änderung ist unbedingt zu überprüfen, ob das Modell noch das gleiche Verhalten zeigt, wie in der vorherigen Etappe.  
# '''Das mit dem Bestwert konfigurierte, verifizierte Modell speichern''' wir und beenden SimulationX, bevor wir im OptiY den Workflow zur probabilistischen Simulation erstellen.  


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Version vom 30. April 2024, 16:55 Uhr

Toleranz-Modell

Für eine "saubere" Toleranz-Simulation sind meist einige Vorbereitungen in den verwendeten Simulationsmodellen erforderlich:

  • Grundlage ist ein mit der aktuellen Lösung konfiguriertes Simulationsmodell (im Beispiel: Parameter des Nennwert-Optimums).
  • Wir erstellen aus der Datei Etappe3_xx.isx, welche mit dem erreichten Bestwert konfiguriert ist, eine Kopie Etappe4_xx.isx, um unseren erreichten Bearbeitungszustand nicht zu zerstören.

Toleranz-Typen

Bei den Toleranz-Größen kann man zwischen zwei grundsätzlichen Typen unterscheiden:


1. Absolute Toleranzen

  • Die Toleranz als Streubreite um das Toleranzmittenmaß ist unabhängig vom Toleranzmittenmaß. Diese Unabhängigkeit muss zumindest im betrachteten Maßbereich zutreffen.
  • Die Maßtoleranzen sind im Allgemeinen absolute Toleranzen, solange die Fertigungsgenauigkeit nicht vom Nennmaß selbst abhängt.
  • Auch Umgebungsbedingungen sind meist durch Absolutwerte gekennzeichnet. Im Beispiel betrifft das die aktuelle Temperatur der Magnetspule, welche sich in einem Bereich von -25°C bis 75°C bewegen darf. Der Maximalwert von 90°C aus der vorherigen Etappe wird inzwischen als zu hoch eingeschätzt!
  • Im Beispiel wird der Bereich der zulässigen Papierdicken von 0.1 mm bis 0.3 mm ebenfalls als absolute Toleranz behandelt.


2. Relative Toleranzen

  • Toleranzen von funktionellen Kennwerten werden häufig als Toleranzbreiten in Prozent bezogen auf den Nennwert angegeben (z.B. für elektrische Widerstände, Kapazitäten und Induktivitäten, aber auch für mechanische Federn und Dämpfer).
  • Betriebsbedingungen können häufig durch relative Toleranzen gekennzeichnet werden. Im Beispiel ist das die Betriebsspannung, die mit einer Genauigkeit von ±10% bereitgestellt wird.
  • Für eine Toleranz-Analyse einer aktuellen Lösung kann man die relativen Toleranzen in absolute Werte der aktuellen Toleranzbreiten umrechnen.
  • Bei einer Optimierung, in deren Verlauf sich die Nennwerte (Toleranzmittenwerte) ändern, müsste man diese absoluten Werte für die Toleranzen jedoch ständig neu berechnen.


Diese Unterscheidung in absolute und relative Toleranzen muss man innerhalb der benutzten CAx-Umgebung beim Aufbau von Experimenten berücksichtigen:

  • SimulationX kann in der aktuellen Version Streuungen der Parameter um die Nennwerte nicht direkt behandeln.
  • OptiY benötigt in der aktuellen Version zur Beschreibung der Toleranzbreiten Absolutwerte unabhängig von den zugehörigen Nennwerten.

Bei Bedarf muss man fehlende Funktionalität der Software durch eine geeignete Modell-Ergänzung kompensieren!

Modellierung relativer Toleranzen

In unserem Beispiel arbeiten wir mit Ausnahme der Spulentemperatur und der Papierdicke mit relativen Toleranzen:

  • Toleranzen sind Bestandteil der CAD-Daten.
  • Wir erweitern deshalb den CAD_Data-Elementtyp um die berücksichtigten Toleranz-Kenngrößen und die zugehörigen Zusammenhänge in Bezug auf die aktuellen Istwerte für das Simulationsmodell.

Innerhalb dieses Toleranz-Elements soll der aktuelle Wert jeder Toleranzgröße auf ihren Toleranz-Mittenwert normiert werden (= relative Toleranz). Der Wert=1 entspricht damit dem Toleranz-Mittenwert. Dazu sind folgende Definitionen erforderlich:

  • Parameter für normierte Toleranzgrößen:
Betriebsspannung      v_relTol : Istwert=1 
Wirbelstromwiderstand RW_relTol: Istwert=1 
Federsteife           kF_relTol: Istwert=1 
Papierdicke           kP_relTol: Istwert=1 
Hinweis: Es handelt sich um relative Größen ohne Einheit [-] mit Standardbelegung=1 (entspricht dem Mittelwert des realen Streubereiches). Die Breite der Toleranz wird im OptiY-Experiment vorgegeben (z.B. 0.2 für ±10%).
  • Parameter für Toleranzmittenwerte der aktuellen Lösung:
Betriebsspannung      v_Mitte : 24 V 
Wirbelstromwiderstand RW_Mitte: 1.5 mΩ Schätzwert auf Basis "Stromsprung" 
Federsteife           kF_Mitte: Nennwert-Optimum 
Hinweis: Da die Streuung der Papiersteife direkt über die normierte Toleranzgröße kP_relTol gesteuert wird, müssen dafür weder Toleranzmittenwert noch Absolutwert berücksichtigt werden.
  • Variable für aktuelle Absolutwerte in der Stichprobe:
Betriebsspannung      v :=v_Mitte*v_relTol; 
Wirbelstromwiderstand RW:=RW_Mitte*RW_relTol; 
Federsteife           kF:=kF_Mitte*kF_relTol; 
Hinweis: Der aktuelle Absolutwert jeder Toleranzgröße wird im Algorithmus-Abschnitt von MagnTol berechnet.


Innerhalb des Modells erhält MagnTol als Element den Bezeichner Toleranz. Die toleranzbehafteten Elemente erhalten ihre aktuellen Parameter aus den Variablen des Toleranz-Elements:

Geometrie.T_Spule  : vorläufig 90°C (zu hoher Grenzwert aus Etappe3!)
Geometrie.Re_Eisen : Toleranz.RW 
Netz.v             : Toleranz.v 
Feder.k            : Toleranz.kF 
Papier.k           : Toleranz.kP_relTol*36500*... 

Wichtig:

  1. Nach dieser grundlegenden Modell-Änderung ist unbedingt zu überprüfen, ob das Modell noch das gleiche Verhalten zeigt, wie in der vorherigen Etappe.
  2. Das mit dem Bestwert konfigurierte, verifizierte Modell speichern wir und beenden SimulationX, bevor wir im OptiY den Workflow zur probabilistischen Simulation erstellen.